Montag, 18. Mai 2015

Bahnhofsviertel: Plank und Hai Au Karaoke



Es gibt Abende an denen will man die vergangene Woche einfach nur hinter sich lassen. Dieser theatralische Wunsch kann dabei ganz unabhängig davon bestehen, wie lang oder kurz die jeweilige Woche auch gewesen sein mag. Kontraproduktiv wäre in diesem Fall eine logistisch überfordernde Abendplanung. Ein bewährter Klassiker der Nacht ist die einzige sichere Wahl für solche Abende. Das Bahnhofsviertel mit seinen sprießenden Szenebars & -clubs ist mittlerweile zu einer solchen Institution geworden. Sicher ist, dass dort immer etwas los ist. Hinzu kommt die Verlockung der Ungewissheit und der damit verbundenen Hoffnung für die Nacht: Niemand weiß wohin einen der Abend im Bahnhofsviertel führt. Von einem Undergroundclub bis hin zu einem Striplokal steht hier alles auf der Menükarte.

Vergangenen Mittwoch musste die letzten Wochen verdrängt werden: Unser Hoffnungsträger der Nacht war das "Plank" im Bahnhofsviertel - in der Elbestraße 15, Ecke Elbestraße/Münchener Straße, 5-7 Gehminuten vom Hbf oder der Haltestelle Willy-Brandplatz entfernt.

Das Plank bedient mit seiner Doppelidentität als Café am Tag und Bar by Night, jedes Klischee einer neu modischen "Hipsterlocation": Puristische Einrichtung, minimale Lichtquellen, klare und überschaubare Getränkekarte, viele Bärte hinter der Theke, Hocker und Klappstühle als Sitzmöglichkeiten. Nur das altbekannte Klemmbrett fehlt...
Wo es an kalten Abenden Indoor doch recht eng werden kann, kommt es an lauen Sommerabenden zu einer großen Ansammlung von Menschen im Innen- und Außenbereich. Das am Eingang angebrachte Schild "Ab 22 Uhr bitte leise sein..." wird dann auch nur noch als gut gemeinter Vorschlag verstanden. Denn mit voranschreitender Stunde breiten sich die Gäste großzügig auf dem Gehweg aus. Der Bordstein wird kurzerhand zur tiefergelegten Sitzbank und abgestellte Fahrräder mit Kindersitzen zu Taschenhalter umfunktioniert.
Kurz um: Die Plankszene erobert an solchen Abenden erfolgreich das komplette Gebiet des umliegenden Trottoirs und wird eins  mit der Szene vor dem "Yok Yok" Kiosk.

Vergangen Mittwoch waren wir Teil des Eroberungskommandos. Dank vermehrtem Gin Tonic Konsum stieg die Laune kontinuierlich. Und bald stellte sich die unweigerliche Frage "Wo geht's als nächstes hin!?" Bei der Wahl der nächsten Location hatte wohl auch der Gin Tonic seine Finger im Spiel. Ein Blick ringsum. Wir sahen ein Schild in Wurfnähe des Planks. Alles was wir lesen können war:"Karaoke" und "Bar". Aber das war auch alles was wir verstehen mussten. Los ging es in den Keller zu Hai-Au Restaurant Karaoke Bar, Münchener Straße 35.



Das Publikum war ausnahmslos asiatisch - Bis wir kamen. Mit den Worten "Kommt rein, wir haben auch Helene Fischer!" wurden wir empfangen. Unsere Nationalität scheint uns buchstäblich auf der Stirn tätowiert zu sein.
Auf den Tischen lagen gefühlt 100 Karaokebücher, allesamt in asiatischen Schriftzeichen. Der Besitzer hatte unsere leicht verwirrten und durstigen Blicke schnell entlarvt, woraufhin wir prompt einen Pitcher Bier und ein Sortiment an englischsprachigen Karaokebüchern erhielten. Nun konnte uns nichts mehr aufhalten.
Zu unserer 6-köpfigen Crew gesellten sich schnell weitere 20 singwütige Karaoke-Liebhaber dazu. So sangen wir - auch ohne Mikrofon - aus voller Seele laut "Quit playing games with my heart" von den Backstreet Boys, "Rollin' " von Limp Bizkit oder "Wonderwall" von Oasis im Chor mit.

Bevor wir uns versahen hatte die Stunde 4 Uhr geschlagen und unsere Stimmbänder waren schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Es war allerhöchste Eisenbahn sich ins nächste Taxi zu schwingen und die Heimfahrt anzutreten. Zuhause bekamen wir Dank der Lieferando-App mit drei Klicks nur kurze Zeit später auch noch den verdienten Lohn eines jeden Karaoke-Perfomers: einen fettigen Burger!

Wer hätte diese ereignisreiche Nacht zu Beginn des Abends ahnen können?

Danke, Frankfurter Bahnhofsviertel!

Until next time...

"... because maybe, you gonna be the one that saves me...."

Yours, GingerBee

P.S. Wir haben nichts gegen Hipster... manchmal sagt man uns nach, wir wären selbst welche... aber nur manchmal...

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